Gestern war es soweit: Nach wochenlanger Vorbereitung stand das erste große Saisonhighlight am Programm – der Halbmarathon in Linz, gemeinsam mit meiner Mama, die natürlich auch startete. In den vergangenen beiden Jahren hat es dort irgendwie nicht ganz so gut geklappt, vor zwei Jahren bin ich dort an den sub 1:50h gescheitert, letztes Jahr habe ich nach einem Kreislaufkollaps mehr Zeit im Rettungszelt als auf der Strecke verbracht, konnte aber immerhin mit einer neuen Bestzeit finishen. Umso größer die Nervosität im Vorfeld. Würde es diesmal für mein Ziel, die sub 1:45h reichen? Wie würde es sich anfühlen, genau dort wieder zu laufen, wo ich letztes Jahr tatsächlich richtig "gelitten" habe? War das Training ausreichend gewesen? – Viel zu viele Fragen, werden sich jetzt viele denken ... und ja, ich bin tatsächlich jemand, der sich gerne den Kopf zerbricht und manchmal ein bisschen zu wenig an sich selbst glaubt. Wie es nun letztendlich ausgegangen ist, könnt ihr in diesem Bericht nachlesen.
Entspannter auftakt
Für heuer hatten wir erstmals beschlossen, bereits am Samstag anzureisen und in Linz zu übernachten. Die Startnummer muss man nämlich ohnehin bereits am Vortag abholen und natürlich ist es in der Früh vor dem Start deutlich entspannter, wenn man nicht megafrüh aufstehen und zuerst mal nach Linz fahren muss. Dank der Zusammenarbeit mit den Austria Trend Hotels für ein Imagevideo zum Thema Laufen letztes Jahr hatte ich einen Gutschein für eine Übernachtung für 2 Personen, den wir bei dieser Gelegenheit im Austria Trend Hotel Schillerpark eingelöst haben. Im Nachhinein muss ich sagen: Die beste Entscheidung überhaupt! Wir konnten relativ lange schlafen, gemütlich frühstücken und sind dann die rund 3 Kilometer bis zum Start zum Aufwärmen einfach gelaufen. Der größte Luxus war die Möglichkeit für einen "late check-out", wodurch wir anschließend sogar noch im Zimmer duschen konnten.
Race Day!
Am Sonntag schliefen wir bis kurz vor sieben, gingen dann Frühstücken – schon etwas schade, sich am Buffet mit so vielen guten Sachen zurückhalten zu müssen – und zogen uns danach im Zimmer fix und fertig an. Schließlich wollten wir uns das lästige Aufgeben (bzw. vor allem Abholen!) der Säcke mit Bekleidung sparen und nach dem Lauf möglichst schnell wieder zurück ins Hotel. Nachdem es im Gegensatz zu den beiden Vorjahren diesmal mit rund 4° Grad richtig kalt war, entschied ich mich für ein langes Shirt und eine Dreiviertelhose – zum Glück war es aber trocken, sodass ich, wie geplant, meinen On Cloudflow anziehen konnte. Die drei Kilometer bis zum Start auf der Voestbrücke waren ideal, um uns einigermaßen aufzuwärmen und wir kamen gerade rechtzeitig zum Start, um uns noch relativ weit vorne einreihen zu können. Bei dieser Gelegenheit traf ich nicht nur einige Salzburger Gesichter, sondern auch Herwig, meinen Chef vom ÖTRV, der mich mit diversen Schmähs meine Nervosität komplett vergessen ließ.
Los gehts!
Und dann war es auch schon soweit: Der Startschuss fiel und ich musste mich auf den ersten Metern erst mal ordentlich durchkämpfen. Nach rund einem Kilometer kam ich aber ganz gut voran und auch der Blick auf die Uhr zeigte, dass ich "voll in der Zeit" lag. Die ersten Kilometer vergingen schnell und ich stellte fest, dass ich problemlos die Pace von 4:55 halten konnte. Für mein Ziel (unter 1:45h) benötigte ich eine Durchschnitts-Geschwindigkeit von 4:59 pro Kilometer, also hatte ich noch etwas Spielraum, um bei den Labestellen etwas zu trinken bzw. notfalls auch etwas langsamer werden zu können. Tatsächlich war ich an diesem Tag auch ungewohnt "stark im Kopf" und hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, aufgeben zu wollen (das hatte ich bisher bei jedem Halbmarathon, ungefähr bei Kilometer 17). Nach Kilometer 10 stellte ich fest, dass ich nach wie vor super in der Zeit war, und begann, ein bisschen von einer Zeit unter 1:44h zu träumen. Trotzdem – es waren noch zehn Kilometer bis ins Ziel.
Der weg ins Ziel
Bei Kilometer 15 nahm ich ein 1/4 Stück Traubenzucker, über das ich mich tatsächlich ziemlich freute, weil ich auch feststellte, dass ich danach wieder ein bisschen mehr Energie hatte. Durch meinen empfindlichen Magen trinke ich prinzipiell an den Labestationen nur Wasser (in diesem Fall habe ich eigentlich immer nur den Mund ausgespült, da es ja alles andere als warm war) und konnte mir auf diesem Weg etwas Zucker zuführen. Bei Kilometer 17 und 19 gab es dann jeweils noch ein Viertel, das letzte verbleibende Stück habe ich letztendlich dann im Hotelzimmer gegessen ;-). Plötzlich ging alles ziemlich schnell – ein paar bekannte Gesichter auf der Strecke und gegen Ende auch mein Trainer Hubert, der mir zurief, ich sollte noch Gas geben und es würde sich gut ausgehen. Das wusste ich zwar zu diesem Zeitpunkt selbst auch schon, dennoch tat es einfach gut, es von einer anderen Seite zu hören. Somit erhöhte ich das Tempo vorsichtig und überholte noch einige andere Läufer, bevor es auch schon in die Landstraße – und somit in Richtung Ziel – ging.
Es war schon ein komisches Gefühl, über das unebene Pflaster der Landstraße zwischen den Straßenbahnschienen zu laufen und zu wissen, dass ich an dieser Stelle letztes Jahr eigentlich schon gar nichts mehr mitbekommen habe, weil ich komplett in Trance war. Bis heute gibt es Fotos vom Rennen, an die ich mich nicht erinnern kann – es hat sich auch nicht so angefühlt, als wäre ich hier im Vorjahr ebenfalls gelaufen. Diesmal war alles komplett anders, ich freute mich natürlich wahnsinnig auf das Ziel und darauf, dass es vorbei sein würde ... trotzdem konnte ich den letzten Kilometer so richtig genießen und strahlend ins Ziel laufen. Dort dauerte es gar nicht lange, bis meine Mama, die (wie gewohnt) deutlich schneller als ich gewesen war und direkt im Bereich nach der Ziellinie auf mich gewartet hatte, da war. Da gab's dann doch das eine oder andere TränCHEN bei mir, einfach, weil es so ein unglaubliches Gefühl ist, das geschafft zu haben, worauf man wochenlang hingearbeitet hat. Noch dazu hatte ich es mit einer Zeit von 1:43:44 sogar tatsächlich unter 1:44 geschafft!
Geschafft!
Der Weg zurück zum Hotel war dann doch gefühlt ein sehr langer – obwohl das Ziel am Linzer Hauptplatz deutlich näher zum Schillerpark lag, als der Start auf der Voestbrücke. Dazu kam, dass es auch nach wie vor seeeehr kalt und windig war, was in unserem verschwitzten Zustand natürlich alles andere als angenehm war. Trotzdem kamen wir nach einer gefühlten Ewigkeit im Hotel an – was für ein super Gefühl, unter der heißen Dusche zu stehen und sich warme, trockene Sachen anzuziehen.
Nach dem verdienten, kalten Pizzastück und einem ebenfalls seeeehr verdienten Eis ging es dann wieder zurück nach Hause, wo wir abends unsere Erfolge mit einem 4-Gänge-Menü in der Lohmayr Stub'n feierten und es uns so richtig gut gehen ließen.
Mein Fazit
Ich glaube, rückblickend brauche ich gar nicht allzu viel sagen – jeder, der selbst Sport macht und/oder schon mal ein Ziel erreicht hat, dass er sich selbst gesteckt hat, weiß, wie sich der Moment anfühlt, in dem man es geschafft hat. Nein, das Training war nicht immer lustig und an kalten oder verregneten Tagen musste ich mich schon ordentlich motivieren, um trotzdem die Laufschuhe zu schnüre, anstatt mir irgendeine Ausrede einfallen zu lassen. Hier gilt mein Dank meinem Trainer Hubert, der prinzipiell keine Ausrede gelten lässt – und meiner Mama, die beim Training sehr oft mit dabei war und es damit erträglicher gemacht hat. Besonders glücklich bin ich auch darüber, dass ich erstmals keinerlei Verletzungen oder Überlastungserscheinungen hatte – das war tatsächlich zum ersten Mal der Fall und bestätigt die Aussage vieler Sportler, dass sich der Körper erst mal über viele Monate (wenn nicht Jahre) hinweg an die erhöhte Belastung durch regelmäßiges, häufigeres Training gewöhnen muss. Somit blicke ich mehr als optimistisch und motiviert auf die kommenden Wochen – Mitte Mai startet bereits die Triathlonsaison, und ich kann es jetzt schon kaum erwarten, mich endlich auf's Rennrad zu setzen :-).
Kommentar schreiben