#15 - Rennbericht: Verona Halbmarathon


Nachdem mit der Triathlon-Europameisterschaft in Kitzbühel im heurigen Juni ja bereits das mit Sicherheit größte Highlight meiner bisherigen, sportlichen Karriere stattgefunden hat, sollte diesen Herbst noch ein weiteres folgen: Der Halbmarathon in Verona. Nachdem ich ja in Linz beim ersten Versuch, eine Halbmarathon-Zeit unter 01:50 Stunden zu laufen, gescheitert war, galt es in den letzten Wochen im Training nochmal Gas zu geben - was, wie ich schnell feststellen musste, am Ende einer doch langen und sehr turbulenten Saison nicht ganz so einfach war, wie ursprünglich erwartet. Ob es sich "mein Zeit-Ziel" am Ende ausgegangen ist? - So viel darf in der Einleitung schon mal verratet werden: JA!


Es Zwickt wieder ...

Die letzten zwei Wochen vor dem Halbmarathon waren zugegebenermaßen alles andere als das, was man als "ideal" beschreiben würde. Nachdem ich seit dem Sommer absolut schmerz- und verletzungsfrei trainieren hatte können, war ich absolut optimistisch gestimmt, dass nun nichts mehr schief gehen würde ... und es kam, wie es kommen musste: Zwei Tage vor unserem offiziellen Saisonabschluss-Lauf, dem Höglwörtherseelauf in Bayern, tauchten Schmerzen in der Hüfte bzw. beim Hüftbeuger auf. Diese wurden zunächst natürlich mal als nicht tragisch eingestuft - und selbstverständlich wollte ich mir den Start beim letzten Wettkampf vor Verona auch nicht nehmen lassen. Auch meine Masseurin fand keine Anzeichen einer ernstzunehmenden Verletzung sondern vermutete des Problem eher im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule, da ich mich generell irgendwie "schief" fühlte. 


Generalprobe in Höglwörth

Am Tag des Rennens in Höglwörth versuchte ich dann, mich möglichst lange und gut aufzuwärmen, in der Hoffnung, dass damit die Schmerzen eventuell verschwinden würden.

 

Während dem Rennen war ich dann ohnehin zu sehr beschäftigt mit der kupierten Strecke und lief ziemlich am Limit, sodass ich gar nicht an die Schmerzen in der Hüfte dachte. Die 13km lange Strecke konnte ich zudem in 01:02:10 zurücklegen - über 2 Minuten schneller als im Vorjahr! Obwohl die Hüfte nach dem Rennen dann doch ordentlich "zwickte", war ich superhappy und motiviert. Mit insgesamt 30 Startern konnten wir auch die Vereinswertung gewinnen - sechs 3-Liter-Flaschen Bier für die Weihnachtsfeier sind jedenfalls schon mal gesichert :-).


Es wird ernst ...

Die letzten zwei Wochen vor Verona waren dann in vielerlei Hinsicht nicht optimal. Zum einen war es beruflich wahnsinnig stressig, da wir sowohl unseren Katalog für Winter 2018 fertigstellen, als auch unser Salesmeeting veranstalten mussten - trotz Studium und dem vereinbarten 30h-Wochenpensum saß ich gefühlt fast Tag und Nacht vor dem Bildschirm und versuchte, alles fertigzubringen. Dass auch mein Körper nicht mitspielen wollte, sorgte dabei nicht unbedingt für bessere Stimmung - am Ende mussten die Trainingseinheiten dann doch teilweise etwas gekürzt werden, weil die Schmerzen in der Hüfte einfach zu groß waren. 

 

Am Ende war ich mir jedenfalls alles andere als sicher, dass ich mein Ziel diesmal erreichen würden - und ich kannte mich gut genug, um zu wissen, dass ein Scheitern in diesem Fall wirklich schwer zu verdauen sein würde. Trotzdem versuchte ich, positiv zu bleiben - schließlich freute ich mich ja doch auf das Rennen und wollte jedenfalls mein Bestes geben.


Ciao, Italia!

Am Samstag vor dem Rennen ging es dann von der FH in Kufstein direkt weiter nach Verona. Dort angekommen, holten wir unsere Startnummern ab und checkten im Hotel ein. Das Geniale: Unsere Unterkunft war nur wenige Gehminuten vom Start entfernt, was wirklich superpraktisch war, da es doch etwas kühl war und wir somit keine zusätzliche Bekleidung abgeben mussten, da wir direkt zum Start gehen konnten.

 

Am Abend gab's dann noch einen Riesenteller Gnocchi und - gehört schließlich dazu - zwei Gläser Wein und ein Tiramisu :-) ... und dann ging's auch schon ab ins Bett, um am nächsten Tag fit zu sein. 

 

 

 


Raceday!

Als ich am Sonntag um 6:30 Uhr aufwachte, war ich eigentlich überhaupt nicht nervös - das heißt schon mal was, weil ich ja (vor allem vor den Triathlons) normalerweise keinen Bissen herunterbringe und auch emotional oft ziemlich angeschlagen bin. Diesmal konnte ich problemlos ein Honigsemmerl essen und ausreichend Tee dazu trinken. Ein paar Gruppenfotos später ging's dann auch schon in Richtung Start. Irgendwie waren wir dann doch relativ spät dran, dazu kam noch die schlechte Beschilderung der einzelnen Sektoren (je nach angepeilter Laufzeit für Halbmarathon/Marathon) ... auf jeden Fall ging alles extrem schnell, zum Aufwärmen war keine Zeit mehr und ich stellte mich einfach in den erstbesten Sektor, um ja nicht den Startschuss zu verpassen. Rund um mich waren überall Italiener - alle gut gelaunt und hochmotiviert. 


Auf geht's!

Der Startschuss fiel und die Masse setzte sich in Bewegung. Schnell stellte ich fest, dass ich mich vielleicht etwas zu weit hinten eingeordnet hatte und nutzte jede Gelegenheit, um zu überholen und so halbwegs in mein Lauftempo zu finden. Die Hüfte spürte ich zwar von Anfang an, dennoch wollte ich es einfach versuchen und zumindest so lange laufen, wie es eben möglich war. 

 

Im Laufe der Zeit fand ich auch den einen oder anderen Österreicher und genoss die Atmosphäre. Auf's Trinken verzichtete ich diesmal fast komplett, da die Temperatur mit unter 10 Grad ja sehr niedrig war und ich ohnehin immer Probleme mit Seitenstechen und Magenschmerzen habe. Der regelmäßige Blick auf die Uhr zeigte mir, dass ich ziemlich gut in der Zeit lag - aber auch nicht allzu viel "Puffer" hatte. Im Hinterkopf war natürlich immer die Frage, ob die Hüftschmerzen schlimmer werden und mich am Ende dann vielleicht doch zum Aufgeben zwingen würden ...

 


Das Ziel naht ...

Kilometer und Kilometer ging vorbei - ich glaube, ich bin selten so konstant und fokussiert gelaufen - und je näher das Ziel kam, desto überzeugter war ich, dass ich es diesmal schaffen würde. An die Hüfte dachte ich immer seltener, die Schmerzen waren zwar nach wie vor da, aber nie so stark, dass ich wirklich Probleme damit hatte. Bei Kilometer 17 hatte ich dann ganz kurz einen kleinen Einbruch und merkte, dass ich bisher doch ein (für meine Verhältnisse) relativ hohes Tempo gelaufen war.

 

Dennoch versuchte ich, nicht nachzulassen - und zwei Kilometer später war mir klar, dass es sich diesmal ausgehen würde. Diesmal würde ich nicht um lächerliche sieben Sekunden zu langsam sein! 

 



Geschafft!

Ich versuchte trotzdem, mich noch zurückzuhalten und - wie man so schön sagt - "fokussiert" zu bleiben. Übelkeit oder Seitenstechen wären natürlich das Letzte gewesen, was ich so kurz vor dem Ziel gebraucht hätte. 

 

Den letzten Kilometer gab ich dann einfach Gas und überholte noch eine ganze Menge Läufer, bevor ich dann schon die "Arena di Verona" sehen konnte und in die Zielgerade einbog. Nachdem ich ins Ziel gelaufen war und meine Mama sah, die natürlich schon eiiinige Minuten vor mir angekommen war, passierte dann auch schon die nächste "Premiere": Ich musste einfach HEULEN. Und das ist mir wirklich noch nie passiert, dass ich vor Freude geheult hab :-). Mama hat dann, glaube ich, gleich mitgeheult, als ich ihr die Zeit auf meiner Uhr gezeigt hab. Der Rückweg zum Hotel war zwar dann etwas lang, weil wir beide ziemlich (Mama kämpft schon seit einigen Wochen mit ihrem Fuß) gehumpelt sind - aber ich war einfach nur überglücklich.

 


Fazit

Mit meiner Zeit von 1:47:20 habe ich mein Ziel mehr als nur erreicht - ich hätte mir niemals gedacht, dass ich diese Zeit schaffen würde. Im Nachhinein gesehen, war einfach alles perfekt - kein Seitenstechen, kein Magenweh, die Schmerzen waren auch mehr als erträglich ... es war einfach der perfekte Tag! Natürlich wurde dann auch ausgiebig (soweit das halt möglich ist, nach einem Wettkampf) gefeiert - es gab einfach so viele geniale Leistungen, über die ich mich irgendwie nochmal genau so sehr freute, wie über meine eigene ... egal ob meine Mama, die nach einem gesundheitlich wirklich schwierigen Jahr immerhin den Halbmarathon (statt dem geplanten Marathon) in einer großartigen Zeit von 01:36h gelaufen ist, mein Papa, der den Marathon in unglaublichen 03:04h geschafft hat, oder auch meine Freundin & Lieblings-Studienkollegin Kathi, die in Verona ihren ersten Halbmarathon gelaufen ist und vor einem Jahr sicherlich auch nicht gedacht hat, dass sie das jemals machen würde :-). 

 

Bedanken möchte ich mich unbedingt bei meinem Trainer Hubert, der mich gemeinsam mit seiner Frau Birgit am Vorabend des Rennens nochmal so richtig motiviert hat und mich während des ganzen Jahres mit seinen Trainingsplänen begleitet (und manchmal auch gefordert ;-)) hat - und natürlich bei meinen Eltern, vor allem bei meiner Mama, die mich bei vielen der Trainingseinheiten begleitet hat ... du bist einfach die beste "Pacemakerin"!

 

... jetzt wird erst mal geschont - bis die Hüfte wieder voll einsatzfähig ist!

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